Aloha von der wohl schönsten aber auch grausamsten Insel der Welt für Triathleten.

IMG_9215Der längste Tag beginnt beim obligatorischen Body Marking; Ich freute mich einfach nur auf den Tag und auf die tausend Eindrücke, die mich
erwarten sollten.

Kurz um 7 erfolgte unser Start und ich stellte mich möglichst etwas von der direkten Linie zur ersten Boje entfernt auf.

 

„Boom” und es geht los, absolut Wahnsinn was in den ersten Minuten passiert.
Alles ist weiß, jeder schwimmt direkt mit vollem Effort los; einen Schlag auf den Hinterkopf; Einer Packt meinen Fuß und zieht; Meine Schwimmbrille ist weg;
Panik; die Schwimmbrille hängt um den Hals, also kurz auf den Rücken und wieder angezogen.
So geht es die ersten 300m voran.
Dann werden die ersten plötzlich sehr langsam und unser Bulk von Athleten überschwimmt einfach mal 3-400 Athleten, es scheint als hätten sich alle Anfänger ganz nach vorne
aufgestellt.

An jeder Boje wird um jeden Meter gekämpft und es fliegen immer wieder Arme und Fäuste.
Ich probiere mich aus dem Schlimmsten rauszuhalten und nicht unbedingt die beste Linie zu schwimmen.
Ein Katamaran und ein weiteres Boot markieren den Wendepunkt und es geht zurück an den Pier von Kailua-Kona.
Es sind wahnsinnige Bilder die einen im Kopf hängen bleiben von der Küste von Hawaii und den 2300 Verrückten die gleichzeitig mit einem losschwimmen.

Jetzt merkt man auch die Brandung und es kommen Wellen und einige Strömungen.
So bin ich am Ende etwas zu weit abgedriftet sodass ich nach etwas über 1:05h aus dem Wasser gekommen bin.

Nach einem schnellen Wechsel ging es dann mit gefühlt 500 Athleten gleichzeitig auf das Bike.
Am Anfang wird hier sehr hektisch gefahren, jeder schenkt keinem einen Meter und viele fahren wie in der 2. BuLi
Rad an Rad.
Nach dem leichte Anstieg von der Palani Road auf den Queen K sieht man erst mal die Ausmaße des ganzen Feldes,
am ganzen Horizont fahren Athleten wie an der Perlenschnurr auf dem Highway.
Auf dem Queen K angekommen merkt man auch direkt die Hitze, 30grad plus und eine gnadenlose Sonne, die mir noch zum Verhängnis werden sollte.

Generell nervig ist jedoch wie sich einige Athleten hier verhalten:
Ersten fahren wirklich sehr viele Windschatten und überholen stets in 3-4er Bulks, oder fahren einfach komplett
in einer Gruppe und halten 5-6meter Abstand.
Es ist hier wohl wirklich ein Anspruch an jeden Athleten selbst wie man ein Rennen gestalten möchte, ob
fair oder eben nicht.
Auf Hawaii greifen die Schiedsrichter jedoch auch deutlich stärker durch als bei anderen Ironman Rennen, so
dass bei den Penalty Tends auch immer 30-50 Athleten standen.
Zweitens wird einfach unglaublich viel Müll in die Lavawüste geworfen, seien es Gels oder
Trinkflaschen.

Auf dem Rad kam ich gut voran, ich probierte mich zu verpflegen und gleichmässig mein Tempo
zu drücken.
Es machte Spaß jedoch stellte ich schon am Beginn der Radstrecke fest, dass ich sehr stark schwitzte und
viel Flüssigkeit verlor.
An dem Wendepunkt in Hawi hatten wir etwas Regen, was meinen Körper etwas kühlte und ich optimistisch in
den zweiten Teil der Radstrecke ging.

Als wir jedoch wieder die Cross Winds erreichten wurde mir plötzlich kalt und ich bekam etwas Krämpfe.
Ich probierte wirklich jetzt bei jeder Verpflegungsstation eine Flasche mit Wasser mitzunehmen und eine
Flasche zu benutzen um meinen Körper runterzukühlen.
Zudem probierte ich mit Gatorade meine Salzspeicher wieder aufzufüllen; eine eher schlechte Idee „wink“-Emoticon

Leider waren das nur kleine Tropfen auf den heißen Stein;
immer mehr Krämpfe machten sich in meinen Beinen breit
und langsam meldete sich auch mein Magen.
Bei Km 140 konnte ich das Tempo gar nicht mehr halten und bei Km 160
wurde mir Schwindelig und ich fuhr Schlangenlinien auf dem Highway.
Bei Km 175 war der Ofen aus und ich musste anhalten bei einer Verplfegungsstation
vom Laufen.

An der Verpflegungsstation angekommen,
wurde ich mit offenen Armen von japanischen Volunteers empfangen.
Hier wurde sofort alles stehen und liegen gelassen.
Mir wurde ein Eisbeutel in den Nacken gedrückt, ich bekam Wasser mit Eis,
und der medizinische Service wurde gerufen.
Das Schönste daran war jedoch, dass ein Lied für mich von dem ganzen Verpflegungszelt gesungen
wurde und gebetet wurde. Das Verpflegungszelt wurde von einer asiatischen Glaubensgemeinde geführt „smile“-Emoticon.

Puls 95, Blutdruck 105/72, Sättigung 93%,
Es ging mir aber langsam wieder etwas besser.

If you step in the van (medizinisches Fahrzeug) its over or you get on your bike and try to finish this.

Ich wusste wohl, dass ich nicht mehr laufen konnte, geschweige denn noch einen gute Platzierung
in Aussicht war, trotzdem wollte ich dieses Rennen einfach finishen.
Also schwang ich mich wieder auf mein Bike und rollte die letzten 5km zu T2.
Man kann einen Marathon ja auch gehen.
Ich rechnete schon einmal mit den Splits dass wenn ich 10’ pro Kilometer brauche ich ca. 7h für den Marathon
benötigen würde was eine Endzeit von 13h bedeuteten würde…
Also noch 4h vom Cut-Off entfernt… „easy“

An laufen war wirklich nicht mehr zu denken, sodass ich die ersten 32km vom Marathon ging.
Ich verpflegte mich mit Brezeln, Wasser und Eis alles andere drehte mir sofort den Magen um.
Ab der Dunkelheit lief ich die letzten 10Km

Über den ALII Drive probierte ich dann noch einmal die Stimmung des Rennens einzusaugen und
die Erfahrungen des Tages zu verarbeiten.
Es waren alles Erfahrungen, die ich nicht missen will und auch wenn
das Ergebnis sicher nicht das ist was ich mir vorgestellt habe so bin ich
doch mehr als froh am Ironman in Hawaii teilgenommen zu haben.

Unglaublich an diesem Rennen sind die freiwilligen Helfer, die einen wirklich euphorisch unterstützen.
Wahnsinnig sind die klimatischen Bedingungen bei denen man Hochleistung erbringen will,
die Strecke ist gar nicht so schwer verglichen mit bsp. Nizza oder anderen IM Rennen.
Ich kann wirklich nur jedem empfehlen sich darauf vorzubereiten und auch bei dem Verpflegungsplan/Kleidung
besonderen Wert auf die Hitze zu legen.

Für mich ist auf Hawaii ein großer Traum in Erfüllung gegangen.
Es war eine der Grenzerfahrungen in meinem Leben und ich werde bestimmt nie mehr in meinem Leben
einen Marathon gehen.
Trotzdem möchte ich die Erfahrungen nicht missen, die ich gestern machen durfte, sei es der Segen in der japanischen Volunteer Station oder die 1Millionen aufmunternden Worte der
Zuschauer oder der Einlauf in den Zielkanal und die Party an der Ziellinie.
Hawaii ist eine Wahnsinns beeindruckende Insel auch weit ab des Triathlon Trubels.