Mein zweiter Ironman ist Geschichte. Und was für eine! 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und am Ende einen Marathon laufen. Soviel zu den Bedingungen des Ironmans.

Die Vorbereitungen liefen nahezu perfekt. Mein Trainer Nils Goerke machte mich auf den Punkt fit. „In Klagenfurt bist du dieses Jahr das erste Mal bei 100 Prozent”, so seine Worte. Viele Trainingseinheiten absolvierte ich mit meinen Teamkollegen vom ProEnzym Tri Team Hamburg. Das war viel wert, denn so vergingen lange Einheiten wie im Flug. Und in Klagenfurt mangelte es nicht an Unterstützung, da meine komplette Familie extra für das Rennen angereist war, um mich nach vorne zu peitschen. Glücklicherweise konnten mein Bruder, mein Vater und ich bereits am Mittwoch nach Klagenfurt fahren. So genossen wir 30 Grad bei feinstem Sonnenschein, während ich mich auf das Rennen vorbereiten konnte. Perfektes Wetter für einen Familienausflug mit ein wenig Schwimmen, Radeln und Laufen…

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Das Schwimmen in dem Wörther See war ein Genuss!

Der „rollende Start“ war neu für mich. Alle fünf Sekunden liefen ca. 12 Athleten ins Wasser. Mein Freund und Mitstreiter Hendrik Von Wezyk von den Triabolos und ich standen leider etwas weiter hinten. Die ersten 1,2 Kilometer konnte ich super an Hendriks Füßen schwimmen, was genau meinem Tempo entsprach. Danach war er plötzlich weg, ich kann mir bis jetzt nicht erklären, was passiert ist. Vermutlich hatte ich einmal kurz nicht aufgepasst und mich auf die falsche Badekappe konzentriert. Jetzt also alleine. Doch das Phänomen ging weiter: Ich war weiterhin nur am Überholen im Wasser. Wer meine Schwimmleistung kennt, weiß, dass das sehr ungewöhnlich für mich ist! 😉 Auf dem Rückweg Richtung Schwimmausstieg machte die aufgehende Sonne die Orientierung sehr schwierig. Die letzten 1000 Meter verliefen durch einen etwa sechs Meter breiten Kanal, an dem rechts und links anfeuernde Zuschauer standen. Wunderbare Kulisse! Nach 56 Minuten kam ich aus dem Wasser – neue Bestzeit!

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Das Rad und ich – eine Einheit! 😉

Auf dem Rad erwarteten mich 1700 Höhenmeter auf 2 x 90 Kilometern. Gefühlt verläuft die Radstrecke beim Ironman Klagenfurt nie flach, entweder geht es hoch oder runter und das mal mehr oder mal weniger. Die ersten 80 Kilometer war ich perfekt in der Zeit und hatte eine Gruppe von vier Mann gefunden. Wir wechselten uns fair mit der Führung ab und versuchten immer den vorgeschriebenen Abstand einzuhalten. Bei Kilometer 85 überholte uns ein einzelner Fahrer mit ziemlich hoher Geschwindigkeit. Später sah ich ihn vorne und merkte, dass sein Tempo langsamer wurde. Ich ärgerte mich, dass ich nicht früher versucht hatte, seine Attacke zu kontern, nutzte aber jetzt die Gelegenheit einer eigenen Attacke meiner Gruppe zu dem Vordermann. Auf einer ca. drei Kilometer langen, abfallenden Geraden erhöhte ich das Tempo und entfernte mich aus der Gruppe. Der Vordermann zog allerdings ebenfalls wieder an und somit befand ich mich zwischen den Stühlen. Ich entschied mich für einen Abbruch meines Vorhabens und kurz vor der zweiten Runde waren die drei aus meiner Gruppe auch schon wieder bei mir. Zum Glück kostete mich das nicht zu viele Körner, denn die zweite Runde verlief sehr konstant, wobei zwei Fahrer dem Tempo Tribut zollen mussten und wir am Ende nur noch zu zweit waren. Leider wurde es spürbar windiger und es fing an zu regnen. Daher war die zweite Runde langsamer als die Erste. Doch mit einer Fahrzeit von 4 Stunden und 47 Minuten war ich zufrieden.

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Die Form war da!

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Die Landschaft in dieser Gegend ist wunderschön!

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Eine wunderschöne Kulisse am Wörther See. Anfangs konnte ich sie noch genießen…

In der Wechselzone sah ich, dass erst sehr wenig Fahrräder an den Ständern hingen, da wusste ich, dass ich gut dabei war. Hoch motiviert begann ich den Marathon. Schnell holte ich ein paar Läufer vor mir ein, doch war meine Motivation wohl zu groß: Ich ging die ersten 10 Kilometer zu schnell an. Ich spürte bereits bei Kilometer 12, dass die weiteren 30 Kilometer verdammt lang werden könnten. Sofort drosselte ich mein Tempo und lief bis Kilometer 21 einigermaßen konstant. Die zweite Hälfte des Marathons war das Härteste, was ich bisher erlebt habe. Mir war klar, dass ich noch gut in der Zeit war. Ich durfte einfach nicht einbrechen. Man, was habe ich mir zwischendurch gewünscht einfach nur zu gehen!! Das wäre allerdings das Schlimmste, was hätte passieren können. Ich schaute fast jeden Kilometer auf die Uhr und redete mir immer wieder ein, dass es nicht mehr lang sei. Jede Verpflegungsstation griff ich, was ich konnte. Auf den letzten 10 Kilometern nur noch Cola!! Das warme Isozeug empfand ich nur noch als eklig. Zum Glück stand Nils bei Kilometer 38 und schrie mich noch mal richtig an. So konnte ich tatsächlich ein letztes Mal das Tempo leicht erhöhen, was allerdings dafür sorgte, dass meine Adduktoren komplett zumachten. Somit kämpfte ich ab Kilometer 40 bei jedem Schritt mit drohenden Krämpfen, doch irgendwie – im Nachhinein betrachtet wirklich „irgendwie“ – schleppte ich mich ins Ziel: 9 Stunden, 1 Minute und 13 Sekunden – ohne Gehen. Mein erster Gedanke war: Endlich!!!!! Gefolgt von dem Zweiten: Das könnte mit Glück noch für die Quali der Ironman-Weltmeisterschaft auf Hawaii reichen. Der Dritte: Sehr ärgerlich, dass ich mein persönliches Ziel um eine Minute und 14 Sekunden verpasst habe.
Wie sich später herausstellte, wurde ich vierter in meiner Altersklasse (von 270) und 37. in der Gesamtwertung (von knapp 3000). Die ersten drei meiner Altersklasse qualifizierten sich für Hawaii und ich war nur 35 Sekunden hinter dem Drittplatzierten! Doch der Triathlongott war mir wohl gesonnen: Bei der Slotvergabe am nächsten Tag stellte sich heraus, dass der Zweitplatzierte den Platz nicht annehmen konnte und ich somit als Viertplatzierter nachrücke. Wahnsinn! Was noch brutaler war: Der Fünftplatzierte war drei (!!!) Sekunden hinter mir. Jetzt stelle man sich doch mal vor, ich wäre vier Sekunden langsamer gewesen und der junge Mann vor mir hätte den Platz annehmen können… Da kämpft man bei einem Ironman tatsächlich um Sekunden – an Spannung mangelt es in unserer Sportart nicht! 😉

 

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Alles gegeben!

Ich möchte allen danken, die mich in irgendeiner Weise unterstützt, begleitet und motiviert haben und einfach für mich da waren. So ein Ergebnis kann man nicht ohne Support auf das Parkett legen. Danke Nils für die super Planung. Danke an meine Familie, die extra diese weite Reise auf sich genommen hat. Danke an meine Schule, ohne deren Unterstützung es überhaupt nicht möglich gewesen wäre, nach Klagenfurt zu reisen. Und ein besonders großes Dankeschön an meine Freundin, ohne die es mit Sicherheit nicht so weit gekommen wäre. Denn durch unseren erst vier Monate alten Sohn ist die Situation zu Hause nicht gerade immer „trainingsgerecht“! 😉

 

Ich freue mich nun sehr auf das Abenteuer Weltmeisterschaft auf Hawaii!

In diesem Sinne bis bald und ALOHA 🙂

 

Robert

 

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Das waren Schmerzen…

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Erstmal sacken lassen!

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Die Helferinnen hatten ein Herz!