The Heat is On Part II – Golos Bericht vom IM Hawaii 2017

Schwimmen im Pazifik, Radfahren auf dem Queen K Highway und Laufen auf dem ALI’i drive,
das ist Triathlon, das ist der Ironman Hawaii und das ist Mythos.
Es ist mein zweites Mal auf der Insel, meine erste Hawaii Teilnahme habe ich noch sehr lebhaft mit 30km vom Marathon gehen in Erinnerung.
Ein Erlebnis, dass ich nicht vergessen, aber auch nicht wiederholen wollte.
Die Vorbereitung auf den Ironman verlief super.
Ich fühlte mich akklimatisiert, meine Trainingszeiten passten mit den Werten daheim zusammen und ich war mental frisch, bereit mein Bestes zu geben.
Ich reiste zwei Wochen vor dem Wettkampf an, die erste Woche war wirklich enstpannt.
Kailua Kona ist ein verschlafenes Touristendörfchen, wo außer dem Ironman nicht sehr viel los ist.
In meinen ersten Trainingstagen verlief beim Schwimmen im Kona Aquatic Center alles nach Hawai’anischer Art, man hatte eine Bahn für sich und
auch auf dem Queen K’ Highway tummelten sich nur ein paar vereinzelte Profis.
Eine Woche später sah es dann komplett anders aus: der Highway wimmelte von Athleten, jeder erzählt von seinen Trainingsleistungen und wen er doch gestern wieder beim Kona Coffee getroffen hat.
Der Wettkampf-Morgen in Kona ist immer besonders, man reist in der Dunkelheit an, bekommt einen Volunteer an die Hand, wird gebodymarked und sobald die Sonne aufgeht, startet der Wettkampf.
Beim Schwimmen suchte ich mir bewusst, anders als 2015 nicht die Ideallinie aus, sondern startet etwas weiter am Rand, um mich aus dem Waschmaschinenschleudergang diesmal rauszuhalten.
Nach dem Start fand ich so relativ zügig meinen Rhythmus und die ersten 1,9km gingen gut von der Hand, in Kona schwimmt man zunächst mit der Strömung raus und dann gegen die Strömung zurück.
Auf dem Rückweg konnte ich noch etwas Boden gutmachen und enstieg nach 1:02h dem Wasser.
Mit dem Schwimmen war ich durchaus zufrieden, 4 Minuten schneller als vor 2 Jahren und nur 4 Minuten langsamer als in der Alster vor 2 Monaten.
Schnell gewechselt und ab auf das Rad, 10km in Kona Town und 170km auf dem Queen K Highway,
auf dem Rad erstmal schauen, wo ich stehe.
Ok, die ersten Agegrouper sind ca. 5km vor mir, alles Paletti, die schönsten Disziplinen kommen ja noch :).
Dann auf dem Highway angekommen, wird mein Vorderrad wabbelig, ich kann es nicht glauben:
Ein Platten, und das jetzt, ganz am Anfang des Rennens.
“Verdammt! “
Ok ruhig bleiben, erstmal mit Pannenspray probieren.
Pannenspray, angelegt und Druck!….
Explosion, die Hälfte geht daneben und klebt mehr an der Bremse als im Schlauch, der Rest wandert wohl in den Reifen, aber es reicht nicht, es zischt noch… das Loch scheint wohl größer zu sein… glaube der Reifen ist hin.
“Verdammt Nr. 2!”
Ok, wo ist der Materialwagen?
Ich glaube, dahinten kommt etwas.
Tech Team: “Can I help you, Buddy?”
Golo: Jo auf jeden Fall, Diggi!
“Can you exchange the tire?”
Tech Team: Let me see the tube, guess it will work when we just change the inner tube.
Golo: Okaaay
—> erstmal wurde der Schlauch gewechselt
Tech Team: Guess its not working, have to exchange the tire
Golo: Okaay
—> jetzt der Reifen
Ready to GO, back in the Game?
Ich glaube, ich muss keinem erklären, dass es eine absolute sch**** ist, auf dem Highway zu stehen und 1000 Athleten in den 20 Minuten Zwangspause an einem vorbeirauschen zu sehen.
Egal, ich hatte Wut im Bauch und so fuhr ich dann auch die erste Stunde Rad, der Mittelstreifen gehörte mir.
Als dann in Waikoloa, nach 40km richtig Wind aufkam, sogar als Hamburger konnte man das Wind nennen, freute ich mich und merkte, wie ich wieder deutlich Zeit gutmachte.
Ganz ehrlich gesagt, war ich aber auch erstaunt über manche Dreißtigkeit einiger Athleten, die sich selbstverständlich deines Windschattens für 5km bedienen und dich dann auch noch kurz vor der Verplfegungsstationen überholen.
Meine Wut im Bauch wurde also nicht kleiner, und so setzte ich auf dem Rückweg den Hussarenritt fort, immer darauf bedacht, mein Hinterrad freizuhalten.
Angekommen in T2 war ich doch etwas erstaunt wie viele Räder schon in der Wechselzone standen,
meine Freundin rief mir noch irgendetwas von 47 in der Altersklasse zu, oh man, das wird heute noch ein verdammt hartes Ding, wenn ich noch weiter nach vorne möchte.
Ein Ironman ist ein verdammt langes Rennen und so kann man auch schonmal 20 Plätze gut machen, wenn alles nach Plan läuft.
16km auf dem Alii Drive, 26km auf dem Queen K Highway, dann bist du durch.
Ich fühlte mich gut auf den ersten Kilometern und machte etwas Zeit gut, Eis wanderte in die Cap, Schwämme in den Einteiler, Wasser über den Kopf.
Es war heiß, verdammt heiß, 33Grad und kein Wind auf dem Alii Drive, dazu noch 80% Luftfeuchtigkeit.
10km liefen gut, dann wurde mir plötzlich kalt, dann wieder ganz heiß, ich fühlte mich als würde ich von innen schmelzen.
An den Verpflegungsstationen ab Kilometer 14 musste ich gehen, auf dem Highway wurden dann die Gehpausen länger.
Die Platzierung war jetzt egal, ich wollte einfach nur finishen, auf Hawaii ist ein DNF einfach gar nicht sexy.
So erreichte ich nach 10:02h das Ziel, glücklich es geschafft zu haben, aber auch sauer und enttäuscht über den platten Reifen und die zweite Hälfte des Marathons.
So bleibt die Rechnung mit dieser Insel und dem Wettkampf wohl doch noch ein bisschen länger offen…
Vielen Dank für die lieben Nachrichten, die mich von überall erreicht haben,
Golo
Eine Sache, die ich diesem Wettkampfbericht aber noch anfügen möchte ist:
2015 war der Ironman Hawaii ein ziemlich faires Rennen, auf dem Rad wurden peinlich genau die Drafting Regeln befolgt und wenn nicht, bekam man eine Zeitstrafe. Es gab 50 Schiedsrichter auf Motorrädern und Jimmy Riccitello (Head of Referee) hatte eine sehr klare und strikte Politik: “Drafting is a choice, its your choice. Its your race, 10-20% of you guys will get a penalty, its your choice which way you would like to follow.”
2015 hatte Jimmy Riccitello bei der Vor-Wettkampfbesprechung 20 Minuten Redezeit, die Penalty Tents waren voll mit Athleten, 40-50 Athleten pro Zelt waren keine Seltenheit.
2017 hatte Jimmy Riccitello noch 5 Minuten Redezeit, schon beim Schwimmen wurde die Schwimmstrecke teilweise abgekürzt, Bojen wurden einfach falsch umschwommen und auf dem Rad gab es riesige Gruppen. Das schlimmste aber: die Penalty Tents waren leer, ich habe 2 Athleten gesehen, die gewartet haben. Wenn das die Politik ist, die Ironman im Drafting fahren möchte, ist das wirkich sehr bedenklich.
Die Verantwortung ist natürlich beim Athleten, aber wenn bei einer Weltmeisterschaft keine klaren Regeln durchgesetzt werden, wird einfach unsportliches Verhalten gefördert.