Wenn in einer Studentenwohnung auf einem Sonntag um 6 Uhr morgens schon Alarm ist, pappige
weiße Brötchen serviert, mit Honig und etwas Erdnussbutter bestrichen werden und das frisch
geputzte Zeitfahrrad den kompletten Flur versperrt, kann es nur eines heißen: it’s race day!
Wie so viele Triathleten bin ich einige Wochen vor Saisonbeginn auf der Suche nach einer
Standortbestimmung und habe mir den Duathlon in Weyhe als schonungslosen und ehrlichen Test
ausgesucht. Der Wettkampf, der gleichzeitig die Landesmeisterschaften Bremen und
Niedersachsen darstellt, umfasst 10km Laufen, 42km Radfahren und einen abschließenden 5km
Endspurt.

Leider kein Schwimmen für mich; schade, schade.
Sei es drum: frohen Mutes aber auch mit einer gewaltigen Portion Ungewissheit im Gepäck geht
es um halb 8 ohne vorherigen Blick auf die Teilnehmerliste in Richtung Bremen. Der erste
regenfreie Tag seit gefühlten Wochen sorgte für eine großartige Wettkampfstimmung. Menschen in
hautengen Anzügen, eine Schlacht der Materialien (meistens mit hohem Carbon-Anteil) und
überall Fachgespräche über Wattzahlen, Kilometer-Splits und Platzierungen: die geballte Ladung
Triathlon-Atmosphäre, auf die man den Winter über schmerzhaft verzichten musste.
Schnell die Startunterlagen abgeholt, Rad eingecheckt, in einen der besagten hautengen Anzüge
reingezwängt und los gehts: der Start fiel pünktlich um 10:20Uhr mit mir und Teamkollege Björn Schröder in zweiter Reihe. Über vier Laufrunden sortierte sich das Feld und ich konnte mich in der
zweiten Laufgruppe behaupten und führte diese zu einem Großteil an Position 3 liegend an. Die
Laufstrecke führte durch eine Wohngegend und die Innenstadt von Weyhe, bevor jede Runde mit
einer halben Runde auf dem Sportplatz und um den Wendepunkt beendet wurde. Eine gute
Gelegenheit, die Stimmung der Zuschauer einzufangen und den Abstand zu den zwei Führenden
Läufern zu sehen.
Ein schneller Wechsel und ein paar zügige Kilometer zu Beginn der Radstrecke ließen mich
schnell die zweite Position übernehmen. Alleine kämpfte ich auf dem Rundkurs gegen den kräftigen
Wind und versuchte, den außer Sichtweite liegenden Philipp Fahrenholz einzuholen. Dass ich am
Wendepunkt bemerkte, dass sich der Abstand um mindestens 90 Sekunden vergrößert hatte und ich
weder Führungsfahrzeug, noch Mitstreiter um mich herum hatte, schlug sich auf die Motivation
und damit die Wattwerte nieder. Die zweite Runde wurde zäh und kurz vor Ende beim
Herausschlüpfen aus den Radschuhen wurde ich sogar auf Position 3 verdrängt – völlig
unerwartet, immerhin hatte ich mich seit 20km nicht mehr umgeguckt und nicht bemerkt, dass ich
Begleitung bekommen hatte.
Der plötzliche Positionswechsel wirkte sich positiv auf meine Motivation und den abschließenden
Lauf aus. Auf einmal gab es wieder etwas zu gewinnen: Platz 2! Fahrenholz war zu diesem
Zeitpunkt sowieso außer Reichweite. Zum Glück erwischte ich einen guten Start, überahm noch
in der Wechselzone Platz 2 und gab diesen Dank des schnellsten, abschließenden Laufs des
Tages nicht mehr her.
Etwa 3 Minuten nach dem Sieger lief ich über die Ziellinie. Weitestgehend zufrieden mit der
eigenen Leistung, aber enttäuscht über den großen Abstand nach vorne. Mit Blick auf den
Rennverlauf, die nicht wirklich vorteilhafte Dynamik und den frühen Saisonzeitpunkt kann ich
jedoch mit dem ersten Test leben.

 

Den Wettkampftag veredelt hat das starke Abschneiden von Teamkollege Christian Woitha auf der
kürzeren Sprintdistanz. Auf der gemeinsamen Siegerehrung konnten wir mit einigen befreundeten
Athleten/innen dank weltklasse Live-Berichterstattung über WhattsApp mit den Jungs bei den
Deutschen Meisterschaften in Alsdorf mitfiebern und uns über großartige Ergebnisse freuen. Ein –
zumindest auf Triathlon-Ebene – gelungener Tag für Hamburg. Next stop: Duathlon Hemdingen!

 

Alex Siegmund