datei_0001Am Sonntag, dem 28.8. war es soweit – mein erstes Ironman 70.3 Rennen und die zweite Mitteldistanz waren endlich gekommen. Als zweites Saisonhighlight hatte ich mir gemeinsam mit Golo das Rennen in Zell am See ausgesucht, die Anreise ging dank der großen Unterstützung durch die Firma Taflan ohne Probleme und wir erreichten das fast schon kitschige Dorf bei bestem Wetter. Wo zwei Wochen vorher noch Schnee fiel, hatten wir nun knapp 30 Grad, die Wettervorhersage für die nächsten Tage ließ auch keine Wünsche übrig und wir konnten uns bei besten Bedingungen auf das Rennen vorbereiten.
Da unsere Unterkunft direkt am See und somit auch an der Laufstrecke lag, konnten wir den Verlauf direkt am Ankunftstag noch angucken, die Radstrecke mit Fokus auf die recht anspruchsvolle Auf- und Abfahrt wurde zusammen mit der Schwimmstrecke im Bergsee am nächsten Tag gecheckt. Der Ort füllte sich zunehmend mit Triathleten, überall sah man die Armbänder an den Handgelenken und spätestens durch die ganzen Flaggen, die überall im Dorf und Umgebung hingen, wusste man, dass es nicht mehr lange hin ist, bis die Kanonen das Startsignal geben.
datei_000Da der See sich trotz des Wetters auf nicht mehr als 21 Grad erwärmte, konnten wir uns mit Neo einreihen. Als der Startschuss kam und wir noch ca. 50 Sekunden warten mussten, bis wir aufgrund des “rolling starts” verzögert ins Wasser springen durften, stieg der Puls dann doch noch einmal kurz an. Sobald man aber im Wasser war, fühlte es sich nicht anders als bei jedem anderen Rennen: kleines Durcheinander, viele Hände, Füße und wenig Sicht, eine Gruppe suchen und kontrollieren, dass die Richtung stimmt. Meine Arme fühlten sich echt ganz gut an, so konnte ich ungewohnterweise an einer Gruppe vorbeischwimmen und auf die nächste aufschwimmen. Zwischen den beiden Bojen fühlte sich wohl jemand ein wenig bedrängt, auf das anfängliche Drücken und Schieben von links folgten zwei Tritte in die Seite – immer wieder nett zu sehen, wie Menschen sich selbst vergessen können. Egal, auf dem Weg zurück konnte ich dann noch auf eine Gruppe aufschwimmen und mit ziemlich schweren Armen dann als 4. meiner Altersklasse bzw. 76. gesamt aus dem Wasser.datei_0701
Beim Beginn des Radparts versuchte ich direkt, ein paar Plätze gut zu machen und Golo nicht zu schnell aus den Augen zu verlieren. Nach ca. 20 Kilometern folgte der ca. 13 Kilometer lange Aufstieg zum Filzensattel, bei dem ich mich anfangs echt noch ziemlich gut fühlte. Mit Blick auf die Wattwerte nahm ich auf den nicht so steilen Stücken ein bisschen raus, da ich dank nicht optimaler mechanischer Planung auf den leichtesten Gang verzichten musste und der härteste Part auf den letzten 2 Kilometern mit ca. 15% noch kommen sollte – und er kam!
Fühlte ich mich bis dahin noch relativ frisch und in der Lage, die Frequenz zu halten und mich durch das Feld zu bewegen, kam nun fast der Endboss. Ziemlich abgeschossen kam ich oben an, noch schnell ein Gel und Wasser zur Kühlung und dann ging es runter. Den Weg bergab konnte ich gut nutzen, um wieder Sauerstoff und Blut in das Gehirn zu transportieren und mich auf die kommenden Kilometer zu konzentrieren. Diese gestalteten sich eigentlich wie geplant, ich habe versucht mich so gut es ging mit Wasser zu kühlen und mich zu verpflegen, soweit es der Magen zuließ. Kurz vor Schluss konnte ich noch auf eine kleine Draftinggruppe auffahren, diese und mit ihr auch einen Athleten aus meiner Altersklasse überholen, der sich im weiteren Verlauf dann jedoch wieder vor mich setzen sollte.
Processed with VSCO with n1 presetSo kam ich dann mit relativ müden Beinen und als dritter meiner Altersklasse bzw. 70. in der Gesamtwertung in die Wechselzone, packte mir meinen Beutel, zogmir die Schuhe an und lief auf die Laufstrecke. Und hier kamen wieder die Beine ins Spiel – dass heute nicht das ganz große Feuerwerk abgehen sollte, wurde schnell klar. Konservativ an Stelle von aggressiv war also nun die Devise und wie ich bald merkte auch die richtige Wahl: es gab drei Anstiege pro Runde und ca. die Hälfte der Strecke ging über Schotter, alles keine Garanten für schnelle Laufzeiten (schnellster Profi mit 1:19 h und bei den Agegroupern eine 1:23 h). Trotzdem konnte ich noch 18 Plätze nach vorne laufen, unter hohem Eis- und Wasserverbrauch und riesem Support durch unsere mitgereisten Damen ging es dann über die zwei Runden in Richtung Ziel – und einem echt guten Gefühl, als es geschafft war.
Ich hatte mich im Vorfeld extrem auf das Rennen gefreut, die üblichen Gedankenspiele über Zwischenzeiten habe ich weitestgehend vermieden. Ich hatte eine grobe Richtung im Kopf und viel Respekt gerade vor der Radstrecke, weshalb ich es auf mich zukommen lassen wollte. Dass es letzlich für den 3. Platz in der AK / 52. Gesamtplatz inklusive Profis und die Quali für die WM reichen sollte, hat mich sehr glücklich gemacht und ist ein guter Abschluss dieser Saison. Ich konnte meine Ziele dieses Jahr erreichen, bin verletzungsfrei geblieben und habe immer noch Bock auf Rennen – mal gucken, was noch so geht!

 

 

Julian Stürznickel