2.Bundesliga in Gütersloh – Angriff auf das Podium

Irgendwann muss es doch mal langweilig werden. Jedes Jahr erinnert mich die Fotos-App meines iPhones mit einem hübsches Zusammenschnitt an die Wettkämpfe der 2. Bundesliga in Gütersloh in den vergangenen Jahren. Jedes Mal in einer anderen Zusammenstellung der Athleten und jedes Mal, trotz der identischen, schmerzverzerrten Gesichter, mit einer anderen Platzierung am Ende.
Doch dieses Mal habe ich es irgendwie geschafft nicht nur als Supporter anzureisen, sondern tatsächlich mit in der Startaufstellung zu stehen. Sei es auch nur, weil die bisherigen Leistungsträger zu Auslandsakademikern geworden sind, ihr Eigenheim bauen oder sich von Zwift durch den Windkanal pusten lassen. Ganz egal!
Die Anreise erfolgt, wie gewohnt, bereits am Samstagnachmittag. Dank gemeinsamer Trainingslager sind unserem Supporter Kim und mir auch die “liten” neuen Begriffe meiner Mitstreiter Max, Daniel und Julien bereits geläufig. Einzig Golo, der fünfte Mann im Team versteht wohl noch nicht alles.
Während sich Kim um die Wettkampfbesprechung vor Ort kümmert und gekonnt das Abholen unserer Startunterlagen an das TriZack-Team aus Rostock delegiert (Vielen Dank an die Jungs an der Stelle!), zeigen Golo und Max uns die Rad- und Laufstrecke und bereiten uns schonmal auf das vor, was uns am Sonntag erwartet.

Second Screen ist für Amateure. Der Trend geht zum Third Screen.

Da das Rennen am nächsten Tag für uns erst um 12:30 beginnen sollte, konnten wir entspannt unsere Pizza beim Italiener genießen und den Abend gemütlich zusammen mit dem ESC und dem WTS-Rennen in Yokohama ausklingen lassen.

Am Morgen des Renntages stand nun erstmal ein feierliches Frühstück im Racehotel an. Manchmal ist es doch gut, wenn sich Dinge nicht ändern, denn nach Schokocroissant, Pancakes, frischen Früchten und 3-6 Kaffee konnten wir mit gefüllten Speichern unsere Carbonhobel satteln und uns auf den Weg zur Wechselzone machen. Der Rest ist Triathlonalltag: Rad einhängen, Garmin auf Standby, Babypuder einmal durch die komplette Wechselzone stäuben, Vaseline an die Fersen und Kette rechts hinlegen.
Da wir uns in der letzten Saison noch auf den 5. Gesamtplatz gemausert hatten und zwei der Teams in die ersten Liga aufgestiegen waren, durften wir nun als drittes Team auf die Strecke. So stiegen wir eine Minute nach dem Team aus Hannover in das beheizte 50m-Becken, um die getestete Schwimmtaktik in die Praxis umzusetzen. Der Wettkampfsprecher nannte unsere Namen und hob noch einmal unsere ernüchternde Bilanz aus dem vergangenen Jahr hervor, bevor der Startschuss für uns fiel.
“Los geht´s! Jetzt schön locker anschwimmen. Sonst platzt eventuell noch jemand nach 200m weg.” Das dachte ich mir, während die ersten 150m bereits zu schnell waren. Zum Glück konnten wir uns fangen und den Rest der 750m relativ konstant zu Ende schwimmen. Nun schnell aus dem Becken und ab zum Rad.
So traurig es auch klingen mag, aber zum selben Zeitpunkt verließ das Team des KTT aus Köln (Startzeit 1 Minute nach uns) das Wasser. Doch diese Situation hatten wir bereits vor dem Rennen kommen sehen und ließen uns nicht aus der Ruhe bringen.
Mit einem schnellen Wechsel konnten wir als Erstes auf die Radstrecke und mussten uns erst nach knappen 5 Kilometern von den Kölner Jungs überholen lassen.
Dank guter Teamarbeit und guten Antritten um die Kurven konnten wir den Abstand zu Köln konstant halten, immer genervter von der quietschenden Kette eines Kölner Starters.  Um die Beine für das Laufen noch einmal etwas aufzuwärmen, setzten wir auf der zweiten Runde noch einmal zum Überholvorgang an und zogen am Berliner Team vorbei, welches sich auf seiner ersten Runde befand.
Beim Einfahren in die Wechselzone rief uns Kim den Abstand zu den Teams zu, die vor uns gestartet waren. So liefen wir, wie von der Tarantel gestochen los und passierten bereits beim Ausgang der Wechselzone das Team aus Hannover. Max schien davon so angestachelt, dass er uns den ersten Kilometer in einer 3:10er-Pace über die Strecke trieb. Leider zu viel für Golo, der dem harten Antritt Tribut zahlen musste und abreißen lies. Da war sie nun: die Situation, die wir vor zwei Wochen ausgiebig getestet hatten. Julien und ich liefen All-Out, während Max und Daniel von hinten anschoben und uns anfeuerten. Dass das Tempo allerdings gute 10-15 Sekunden schneller war als das, was wir getestet hatten, schien keinen mehr zu interessieren. Runde eins ging vorbei und wieder rief uns Kim die schrumpfenden Abstände nach vorne zu. Die letzte Runde fühlte sich dann an wie ein langgezogener 400m-Test auf der Bahn. Beim Zieleinlauf wurden dann noch einmal alle Kräfte mobilisiert und wir sprinteten noch an dem Team aus Köln vorbei, um im Zielbereich zu Boden zu gehen.

Ein Herz und eine Seele

Überglücklich im Ziel zu sein und wirklich alles gegeben zu haben, wurde die Stimmung bald getrübt, als wir Daniel im Wagen des Roten Kreuz liegen sahen.
Die Fußschmerzen, die die letzten Tage als eine Reaktion auf neue Laufschuhe geschoben wurden, entpuppten sich schnell zu einem Ermüdungsbruch und dämpften die Freude.
Trotzdem zauberte uns die Ergebnisliste dann doch ein Lächeln ins Gesicht: Platz 3 und somit unser erstes Podium seit langer Zeit in der 2. Bundesliga.
Jetzt fragt man sich natürlich “Woran hat´s gelegen?
Um das herauszufinden, haben wir nun noch vier weitere Wettkämpfe in der 2. Bundesliga und freuen uns auf die Versuche die Platzierung zu wiederholen.
Unseren Invaliden ließen wir natürlich nicht zurück. Schließlich musste das Ergebnis beim nächsten goldenen “M” ordentlich gefeiert werden. Und so, wie Hodor sich gutmütig um Bran Stark kümmerte, so trug auch Max den angeschlagenen Daniel über die Schwelle der Fastfoodkette. Und wie das ganze für Bran Stark endet, das wissen seit vergangenen Montag ja nun alle.