Bergfest bei der Regionalliga Nord

Der dritte von fünf Wettkämpfen ist unverrückbar in die Ergebnislisten einbetoniert. Fünf Wettkämpfe, fünf unterschiedliche Formate. Diesmal ein Sprintwettkampf (750m Schwimmen, 20km Rad, 5km Laufen) mit Windschattenfreigabe, analog zu den Regularien der Bundesligen, den internationalen Weltcups/Olympiarennen und der Tour de France. Ort des Geschehens: Schweriner Seen und Landstraßen. Bis auf Captain Kim von Oranienburg, der sich dieses Jahr fest in dem Bundesliga-Team etablieren konnte, hatte aus unseren Teams keiner Erfahrung mit diesem Format. Entsprechend bekam Kim überproportional viel Redezeit eingeräumt und bemühte sich redlich,  das Team auf die Vielzahl der taktischen Möglichkeiten und Gefahren vorzubereiten. Die Nervosität war allen Mannschaften in der Wechselzone anzumerken. Neben der Neuheit dieses Rennformates ist ein zusätzlicher noch Reiz der, dass niemand die Leistungen der eigenen Mannschaft bzw. der anderen einschätzen kann, da die Teams noch nie mit diesen Regeln gegeneinander angetreten sind. So werden alle noch mehr als sonst ins kalte Wasser geschmissen. Was im konkreten Fall durch das warme Wasser des Schweriner Sees abgemildert wurde, sprich: Neoverbot und infolgedessen Welt-Cup-Feeling.

Die Männer hatten das zusätzliche Problem, dass parallel das Rennen der zweiten Bundesliga in Grimma stattfand. Infolgedessen standen von den Spitzenschwimmern nur Kim zur Verfügung, dazu musste spontan Jesco aus der Reservemannschaft rekrutiert werden.  Mit Insta-Star Ruben und zweifach-Vater Robert standen zwar zwei Radgranaten zur Verfügung, die jedoch unter leichten Schwimmhemmungen leiden und ohnehin mit ihren Nebenjobs eigentlich bereits ausgelastet sind. Dazu David, der vieles fast, aber nichts richtig kann (außer natürlich recht leidlich feiern, aber das wird ja bei solchen Rennen immer nicht ausreichend gewürdigt). Wie würde sich diese toxische Mischung wohl im Rennen verhalten? Heute wissen wir, nicht ganz so übel wie es klingt. Kim stürmte mit der siebtbesten Schwimmzeit in der Spitzengruppe aus dem Wasser, schaffte es sich beim Radfahren dort zu halten und musste sich lediglich beim Laufen versohlen lassen, was in der Summe Platz 13 ergab. Höchstproblematisch waren bei diesem Rennen wie bereits in Itzehoe die Bremer Stadtmusikanten, die mit vier Top Ten Positionen selbige für alle anderen stark reduzierten. Gesamtsieger im Gesamtfeld der Bremer Julian Schröder, der sich glatte sieben Minuten von Kim absetzen konnte und damit ein mehr als deutliches Ausrufezeichen setzte. Ruben kam dem mit einem beeindruckenden Laufsplit von 16:32 am nächsten. Allerdings zählt das alles nichts, wenn man sich das Rennen mit einem Schwimmrückstand von (höflich gerechnet) über einer Minute vermasselt. Oder manchmal sagen Zahlen mehr als tausend Worte: Platz 18 für den Insta-Star. David schaffte es immerhin noch in die Top 25 während Robert, der im Wasser einen noch schwärzeren Tag erwischte als Ruben, beim Radfahren maximal mangelnde Solidarität erfuhr und sich daher trotz sehr guter Laufzeit (Platz 2 im Team-internen Ranking) mit Platz 41 begnügen musste. Abgerundet wurde diese wilde Mischung mit Platz 83 von Jesco. Allerdings ist das alles Jammern auf hohem Niveau, denn die Leistungsdichte der Regionalliga ist enorm. Insofern reichte das alles für Platz 4. Ein Platz, der zwar in Ansehung der Schwierigkeiten mehr als respektabel ist, gleichwohl am berechtigten Anspruch des Teams gemessen, deutlich unter den Zielen liegt. In der Gesamtwertung, liegt das Männer-Team damit mit einem Rückstand von 65 Punkten weiterhin auf Platz 2. Damit liegt Platz 1 zwar noch in Reichweite, allerdings müssen allerspätestens in Stuhr (im Wortsinne) schärfere Geschütze aufgefahren werden.

Einen entsprechenden Aufruf haben auch die Damen bereits gestartet. Nachdem nach einer nahezu perfekten Saison im letzten Jahr der Aufstieg praktisch Formsache schien, haben die neuen bzw. neu-erstärkten Teams aus Osnabrück und Dinkel-Lohnage diese Zielsetzung durch konsequente Besetzung der Plätze 1 und 2 stark ins Wanken gebracht. Konnte man sich dies nach den ersten zwei Wettkämpfen noch irgendwie schön reden zeigte der Wettkampf in Schwerin, dass es sich hier bedauerlicherweise nicht um Eintagsfliegen handelt. So liegt das Damenteam nach wie vor nur auf Platz 3 und dies inzwischen mit einem Rückstand von 7o Punkten auf Platz 1 und immerhin auch 45 auf Platz 2.  Allerdings reichte es in Schwerin leider nur für Platz 4. Seit Gründung des Damen Teams der erste Wettkampf, in dem die Damen nicht wenigstens das Podium belegten.

Woran es liegt? In erster Linie sicherlich insgesamt am gestiegenen Niveau der Regionalliga, was uneingeschränkt positiv zu bewerten ist. Dann aber auch daran, dass sich die anderen Teams tendenziell verstärkt haben, während das Damen Team von Schwangerschaften und Verletzungen gebeutelt ist. Das Damen Rennen wurde überlegen von Elisabeth Erwig aus Osnabrück gewonnen. Deren Rückstand von mehr als zwei Minuten nach dem Schwimmen überbot zwar die Zeit der zuvor diffamierten beiden Herren deutlich. Allerdings hatte sie, anders als Robert, Ruben und die beiden verkannten Schwimmleuchten des Damenteams Lena und Tina, dem Bestzeiten beim Radfahren und Laufen entgegenzusetzen und gewann daher das Rennen überlegen. Mit – dies sei nur am Rande erwähnt – einer Laufzeit, die nur eine Sekunde hinter der von Multitalent Dawid liegt. Da hat das Herren Team noch Glück gehabt, nicht auszudenken, was passiert wäre, hätte sie ihn gechicked. Das gelang indes Tina, die am Ende auf Platz 6 finishte und tatsächlich am Ende Jesco aus dem Herrenteam um ein paar Sekunden unterbot. Wäre nicht bereits das Damen Team so geschwächt, könnten sie also theoretisch mal den Herren unter die Arme greifen. Nicola und Anne ließen mit den Plätzen 5 und 6 nach dem Schwimmen zunächst die Herzen höher schlagen. Allerdings musste Anne den neuen, eigenen Gesetzen dieses Rennformats Tribut zollen. Sie fuhr auf dem Rad das Rennen ihres Lebens, wurde dafür aber – anders als es ohne Windschattenfreigabe wohl der Fall gewesen wäre – im Ergebnis nicht belohnt sondern bestraft. Denn die anderen Damen freuten sich still und zeigten ihr dann beim Laufen die Hacken. Dies gilt auch für Nicola, der solche Rennen aus ihrer Junioren-Zeit noch gut bekannt sind und diese Situation gut zu nutzen wusste und immerhin noch Platz 17 belegen konnte. Schwerer hatte es Lena, die zwar mit Tina aus dem Wasser kam, es dann aber um Bruchteile von Sekunden verpasste, sich mit dieser in die Verfolgung zu schmeißen. Diese Sekundenentscheidungen werden bei Windschattenfreigabe krass bestraft indem sie zu Minuten werden. Daher reichte ihr auch ein sehr guter Lauf nicht um einen Anschluss an die vorderen Plätze zu schaffen und sie schaffte es mit Platz 19 gerade noch so in die Top 20.

Was bleibt? We will come back stronger! Nächste Etappe Stuhr, jetzt aber wirklich!

Bettina Strehl