Ausrufezeichen in Itzehoe – Das Regionalligarennen der Herren

Fragt man in unserem kleinen Verein mal nach den Schwächen im Team, so bekommt man ,neben den wiederkehrenden Ausrutschern zur Langdistanz, mit Sicherheit die Heterogenität bei Teamrennen als Antwort.

Dementsprechend gewissenhaft hat sich unsere Regionalligakapitän Niels auf das Teamsprint-Rennen in Itzehoe vorbereitet. Zwar würde er es nie zugeben, aber die eine oder andere Nacht wurde sicher über riesigen Listen, Wettkampfergebnissen und Fotos von unseren Athleten verbracht. Seit Niels das Amt aufgenommen hat, kann er über die „Nacht der Entscheidungen“ beim Bachelor nur müde lachen.

 

Und so kam es, dass noch einige Tage vor dem Rennen das Team umgestellt wurde und wir uns am Wettkampftag relativ früh in Hohenlokstedt eingefunden haben. Auf dem Netto-Parkplatz hatten wir genug Platz, um verschiedene Formationen für das Schwimmen noch einmal durchzugehen. Auch hier war Vorbereitung das A und O und wir hatten vorher akribisch vor allem die Formation „Vogel-V“ und „Schildkröte“ der Römer aus den Asterix & Obelix-Heften studiert.

Also ab zum Wettkampf. Itzehoe gehört bereits seit vielen Jahren als fester Wettkampf mit zur Saison und steht als Garant für ein gut organisiertes und spaßiges Event.

Von Anspannung war noch nicht viel zu spüren und so checkten Kim, Julian, JP, Niels und ich unsere Räder in die Wechselzone ein.

Der Start erfolgte im Verfolgermodus nach der aktuellen Tabellenplatzierung. Das bedeutete, dass das Team aus Kiel als erstes auf die Strecke ging und das Rennen startete. Nun war es an uns. Wir wussten, dass der Kielexpress uns vergangenes Jahr auf der Radstrecke ordentlich eingeschenkt hatte und wir darum beim Schwimmen schon versuchen mussten Zeit gut zu machen. Gesagt, getan. Eine Minute nach den Kielern starteten wir auf die Sprintdistanz.

Und die Formation ging auf. Den Wasserschatten für die schwächeren Schwimmer gut aufgespannt, erreichten wir geschlossen und bereits mit Vorsprung auf das Team aus Kiel die erste Wechselzone.

 

Im Vergleich zum letzten Jahr, sind seit dieser Saison ausschließlich Rennräder im Teamwettkampf zugelassen. (Eine Entwicklung, die wir sehr gut heißen )

Auch hier zahlten sich die endlosen Stunden über den Karten der Wettkampfstrecke aus. Der Tri-Team-Hamburg-Zug rollte an und war kaum noch zu stoppen. So konnten wir schon am ersten Wendepunkt auf die Kieler aufschließen und auf dem Rückweg bereits an ihnen vorbei ziehen. Das stärkte natürlich nochmals die Moral und ließ die Wattzahlen ansteigen. Was folgte waren zwei Runden voller perfekter Führungsarbeit, Ablösen und kurzer Absprachen.

Kurz vor der dritten und letzten Runde schossen uns zwei Teams auf die Strecke, die durch ihren verzögerten Start nun auf ihre erste Runde gingen. Nun wurde das Radfahren doch etwas unruhiger. Was tun? Der Windschatten der gegnerischen Teams war Tabu, aber um an zwei Teams hintereinander vorbei zu fahren war die Strecke wohl doch nicht mehr lang genug. Also fuhren wir, mit etwas gedrosseltem Tempo, die letzte Runde hinten an und bogen dann als erstes Team in Richtung Wechselzone ein.

 

Erwartet von den Teamsupportern stiegen wir von unseren Rädern. Hier erwischte Julian leider ein Schlagloch und verlor kurz die Kontrolle über seinen Renner. Doch bevor der Rest des Teams dies mitbekommen konnte, stand Julian bereits wieder und rannte mit uns in T2.

 

Zwei Runden waren es nun noch zu laufen. Und die Strecke hat es in sich. Wir rannten los und ich war der festen Überzeugung, gleich laufen meine vier Teamkollegen an mir vorbei und lassen mich zurück.

Leider hatte Julians Sturz doch Spuren hinterlassen und so rief JP nach dem ersten Kilometer „Julian ist raus, jetzt liegt es an uns“. Während der Energiezustand der Beine gen Null sank, schoss die Motivation nun nach oben. Die erste Runde war fast geschafft, da konnten wir die Verfolgerteams auf der Strecke sehen. Nun bloß nicht nachlassen. Auf dem Weg in die zweite Runde riefen uns die Supporter die Abstände zu. Es schien ein deutlicher Puffer, zumindest zu den nächsten zwei Teams zu sein. Da rief uns Niels, scheinbar noch mühelos zu: „Das reicht uns hier nicht!- Wir sind hier um ein Ausrufezeichen zu setzen!“. Was folgte war Gänsehaut, gepaart mit Blutgeschmack im Mund für die folgenden zwei Kilometer.

Trotz schwerer Beine wurden die letzten Meter bis ins Ziel gesprintet um dann erschöpft in die Arme der Teamkameraden zu fallen. Und wir waren uns einig, so eine homogene Teamleistung hat es von uns noch nie gegeben.

Und so wurden wir am Ende des Tages mit dem ersten Platz in der Tageswertung belohnt und konnten gleichzeitig mit unserem Damenteam in der Gesamttabelle gleichziehen. 1. Platz für das TTS Tri Team Hamburg.

Doch noch ist nichts sicher. Die Kapitäne brüten bereits wieder über den Tabellen und setzten den Kurs auf Angriff in  Stuhr.

Hauke Heller