Ein Tag für das persönliche Geschichtsbuch – die erste Langdistanz!

Man war ich aufgeregt. Die Vorbereitung auf diesen Tag war perfekt: Es hatte viele schöne Trainingseinheiten mit anderen Athleten von Coach Goerke und Jungs aus meinem Team gegeben und dementsprechend waren die Erwartungen an mich selbst hoch. Ich reiste mit meiner Freundin extra schon Mittwoch nach Glücksburg, damit ich mich an die Klimaumstellung gewöhnen konnte – ;). Das nahm mir sehr den Stress und wir konnten uns perfekt auf das Rennen vorbereiten: sie als Betreuerin und ich als Athlet. Meine Mum war mit ihrem Freund ebenfalls da, genauso wie Julian Fritzenschaft und Fabian Günther aus meinem Team. Ich bin so dankbar, dass ich so viele Betreuer an der Strecke hatte, denn das tut unglaublich gut, zwischendurch bekannte Gesichter zu sehen, die einen anfeuern und Informationen über das Renngeschehen liefern. Danke Jungs!! Doch nun zum Race…

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Morgens um 6:15 Uhr in der Wechselzone: Gänsehaut pur! Man spürte die in der Luft liegende Spannung, man sah all die konzentrierten Athleten, es wurde Musik aus dem Musical „König der Löwen“ gespielt… Meiner Mum kamen fast die Tränen! Dieser Moment kurz vor dem Start in der Wechselzone ist unfassbar emotional. Nach letzten Handshakes ging es zum Strand, über die riesige Boxenanlage wurden alle Nationalhymnen der teilnehmenden Nationen angespielt und kurz vor dem Start ein verdammt lauter Herzschlag, bis der Countdown von 10 abwärts ertönte…. Wahnsinn! Ich stand bewusst in der ersten Reihe, allerdings nicht in der Ideallinie, da ich mich aus dem Gedrängel heraushalten wollte. Das klappte und die erste Boje umschwamm ich mit ca. 5 Metern Abstand und blieb zunächst links. Der Vorjahressieger Christian Nitschke trug eine rote Badekappe, so konnte ich mich an ihm orientieren, bis es mir sogar gelang, in seinem Wasserschatten zu schwimmen. Leider musste ich ihn ziehen lassen, da er mir zu schnell wurde. Es überholte mich rechts eine kleine Gruppe und kurze Zeit später links ein einzelner Schwimmer. Das war der Moment! Wie im Radsport: Jetzt geht die Gruppe! Zack – sofort nach links, den Moment nicht verpassen, in den Wasserschatten des schnelleren Schwimmers und diesmal konnte ich das Tempo halten. Alles oder nichts! Wir zwei zogen an der zuvor vorbeigeschwommenen Gruppe vorbei und er brachte mich zurück zu Nitschke. Es hatte sich eine ca. 10-köpfige Gruppe gebildet, bei der ich hinten wunderbar mitschwimmen konnte. Perfekter konnte es nicht laufen! So gelang es mir bereits unter den Top 10 glücklich aus dem Wasser zu gehen.

IMG_7674Das Radfahren gestaltete sich deutlich schwerer als ich es mir vorgestellt hatte. Nachdem ich in der erste Hälfte noch gut meinen Wattbereich treten konnte, verlor ich auf der zweiten Hälfte mehr und mehr Kraft und konnte die Werte nicht halten. Es waren sechs Runden zu fahren und auf jeder Runde waren drei kleine Anstiege, die so steil waren, dass die Wattwerte sofort hochschossen, auch wenn man sie behutsam anging. Das verkraftete ich anscheinend nicht so gut. Meine Freundin und meine Mutter gaben mir jede Runde am Berg meine Position und den Abstand zum ersten durch, so hatte ich immer den Überblick und wusste, dass es nun immer schwieriger werden würde, die Top 10 zu erreichen. Nach 180 Kilometern kam ich völlig fertig in die Wechselzone und dachte nicht im Traum daran, jetzt noch einen einigermaßen vernünftigen Marathon laufen zu können. Doch direkt nach den ersten Metern merkte ich, dass es tatsächlich möglich zu sein schien. Gezügelt lief ich die erste Runde im ca. 4:35iger Schnitt und war überzeugt, dass ich das Tempo halten könne, da es sich IMG_7686wahnsinnig langsam anfühlte. Fritze brüllte mir noch zu: „Lauf schön locker weiter und bei Kilometer 20 dann Attacke“. Diese Worte hatte ich im Kopf und dachte, warum nicht!? Doch der Plan ging nicht auf, denn auch hier kristallisierte sich dasselbe Problem wie auf dem Rad heraus: Es waren fünf Runden zu Laufen und jede Runde hatte 50 Höhenmeter. Die machten mich fertig. Bis Kilometer 25 war noch alles im Lot, allerdings ohne die geplante Attacke, doch dann ließ die Kraft mehr und mehr nach und das Tempo wurde langsamer. Die letzte Runde war sau hart, doch ich wollte unbedingt in die Top 10 und unter 9:30 Stunden meine erste Langdistanz beenden. Als ich auf den letzten drei abfallenden bis ebenen Kilometern wieder auf einen 5er Schnitt „hochziehen“ konnte, wusste ich, dass ich es packe! Was war das für ein Gefühl, den letzten Kilometer auf der Promenade am Meer zu laufen und ENDLICH nach rechts ins Ziel und nicht nach links für die nächste Runde abbiegen zu können!!! Im Ziel fiel ich meiner Freundin direkt in die Arme und ließ meinen Glücksgefühlen freien Lauf… Mit einer Zeit von 9:22 Stunden wurde ich 9. in der Gesamtwertung, 1. in der Altersklasse sowie Hamburger- und Norddeutscher Meister!

Wie die Überschrift bereits erzählt: Es war persönlich ein historischer Tag!

Man kann meine Premiere somit mit Faris Al-Sultans Worten kurz und knapp zusammenfassen: „Bis Kilometer vier sortierst du nach dem Radfahren deine Beine. Bis Kilometer 14 oder maximal bis 20 folgt der Höhepunkt im Marathon, und dann verwaltest du nur noch den Untergang und rollst im Mops-Tempo über die Strecke.“

Und nein, abgeschreckt bin ich jetzt nicht, im Gegenteil: Ein Ironman unter 9 Stunden? Das wäre was! 🙂


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