dsc_0481Vier Wochen nach Wiesbaden war der Ironman auf Rügen mein zweites diesjähriges Ironman-Event, für das ich mich sehr kurzfristig entschied. Mein gutes Ergebnis in Wiesbaden hatte mir einen Motivationsschub gegeben und ich wollte prüfen, ob ich mich noch mal würde steigern können. Außerdem waren auch die Teamkollegen Philipp Herber und Alexander Siegmund für das Rennen gemeldet und ich freute mich auf einen erneuten Vergleich.

Der Schwimmstart befindet sich im Ostseebad Binz und im Vergleich zu den letzten beiden Jahren waren die klimatischen Bedingungen in diesem Jahr nahezu perfekt. Die Sonne schien bei 25 Grad Celsius und auf Grund fehlenden Windes war das Meer mit einer Wassertemperatur von 19 Grad Celsius sehr ruhig. Das Schwimmen erfolgte im bekannten „Rolling-Start-Modus“ und ich sprang ca. 1 min hinter Philipp in die Ostsee. Bis zu dreiviertel der Strecke konnte ich mich in einer Gruppe halten und hatte ein gutes Gefühl. Irgendwann musste ich jedoch abreißen lassen und war froh, als ich endlich Sandboden unter den Füßen spürte. Der Weg zur Wechselzone war mit 500 m recht lang, doch so konnte ich schon vor dem Radfahren einige Plätze wieder gut machen.

ruegDie in zwei 45 km-Runden aufgeteilte Radstrecke hat mir sehr gut gefallen. Insgesamt sehr flach ohne jedoch zu langweilen, beinhaltet sie zwischendurch durchaus einige Steigungen, bei denen man aus dem Sattel gehen kann. Mein Plan für den Bike-Split sah maximal durchschnittlich 310 Watt vor. Nach Runde 1 zeigte mein Garmin mir 311 Watt sowie 42 km/h Pace an. Philipp hatte ich am Wendepunkt bereits mit etwa drei Minuten Vorsprung ausgemacht und sonst schienen kaum noch Amateur-Athleten vor mir zu sein. Ich freute mich bereits über mein cleveres Pacing. Einige Minuten fuhr ich noch etwas schneller. Dann, nach den ersten kleineren Steigungen verlor ich schließlich die ersten „Durchschnittwatts“. Auch meine Beine fühlten sich angestrengt an und ich musste nun richtig beißen. Plötzlich kam mir meine tolle Strategie saublöd vor. Ich hatte es übertrieben und meine Gedanken kreisten bereits um den Laufpart. Vor meinem geistigen Auge sah ich mich den 11% Klingeberg hochkriechen und Philipp über die Strecke fliegen. Endlich kam der zweite Wechsel. Selten hatte ich das Ende eines Bike-Splits so herbeigesehnt. Ich rettete 299 Durchschnittswatt und 41,3 km/h in die Wechselzone. Für das Laufen erwartete ich nun Krämpfe, gefolgt von Gehpausen. Doch es kam anders. Meine Beine fühlten sich total leicht an und ich musste mich anfangs zwingen, nicht schneller als 3:45 min/km zu laufen. Die Laufstrecke in Binz war für mich ziemlich unübersichtlich, doch dafür war die Stimmung extrem gut und die vielen Zuschauer auf der Strecke pushten einen extrem voran. Besonders möchte ich mich an dieser Stelle auch noch mal an Philipps Supporter, also Freundin mitsamt Familien bedanken, die auch mich lautstark anfeuerten. Die Strecke führte auch über eine 400 m Sportplatzrunde, die ausgezeichnet für die Abschätzung von Abständen geeignet war. Kurz bevor ich zum ersten Mal auf diese Runde einbog, kam Philip mir grüßend entgegen, der sie gerade verließ. Mein Rückstand auf ihn betrug also ca. 1 min 30 sec. Sein Laufstil sah sehr gut und flüssig aus und ich machte mir wenig Hoffnung, näher an ihn heranzukommen. Schließlich kam der Klünderberg, den man hinauf- und auf der anderen Seite wieder herunterlaufen musste. Dann noch eine kleine bergige Runde und dann den Klünderberg in umgekehrter Richtung absolvieren (Trainingstipp zur Vorbereitung: Einfach den Waseberg in Blankenese nach einer harten Radeinheit ein paar Mal rauf und runter laufen). Auf der zweiten Runde hatte sich am Sportplatz am Abstand zu Philipp kaum etwas geändert. Ich lief mein Tempo einfach weiter und konnte es gut halten. Dann kam die dritte und letzte Sportplatzrunde, aber diesmal kam mir kein Philipp entgegen. Ich lief auf die Tartanbahn und er hatte noch 20 Meter auf derselben zu absolvieren. Es waren noch ca. 3 km zu laufen. Angesichts der Tatsache, dass der Abstand nur noch ca. 1 min betragen konnte, gab ich noch mal alles und sprintete sogar zum Schluss ins Ziel. Letztlich distanzierte Philipp mich um 7 Sekunden (wozu ich ihm gratuliere) und wurde 2. seiner Altersklasse, während für mich der 1. Platz in meiner AK heraussprang. Glückwunsch auch an Alex Siegmund zu seiner guten Leistung, die ihm den 6. Platz in seiner AK bescherte. Insgesamt war es ein genialer Saisonabschluss. Der Ironman Rügen findet an einem richtig schönen Urlaubsort statt und ist absolut empfehlenswert, sofern das Wetter mitspielt.

Drei Erkenntnisse nehme ich aus dem Rennen mit:

  1. Ich kann immer noch nicht schwimmen.
  2. Ich muss an meiner Kraftausdauer auf dem Rad trainieren.
  3. Mein Laufpotential ist weit besser als ich dachte.

Benjamin Dicke