Nun war es auch für mich endlich soweit, mit dem Triathlon in Gütersloh am Sonntag sollte endlich auch für mich die Wettkampfsaison starten. Nachdem ich den Start in Flensburg aufgrund einer Verletzung sicherheitshalber abgesagt habe, konnte ich jetzt mit einer extra Portion an Motivation an den Start gehen. Vor allem auf meine Laufform war ich gespannt, fast 20 Tage lang wurden die Schuhe geschont und meine Anspannung wuchs von Tag zu Tag. Aber seit einer Woche konnte ich wieder laufen, hatte keine Schmerzen und so ging es zwei Stunden, nachdem die anderen Jungs in der 2. Bundesliga die Beine schon einmal mit einer ordentlichen Portion Laktat durchspülen durften, zum Schwimmbecken.

Mein Countdown wurde heruntergezählt und dann kam endlich das ersehnte Startsignal. Nun endlich ging es wieder rund – und dass bei besten Bedingungen: blauer Himmel, kaum bzw. für Hamburger Verhältnisse gar kein Wind und mit ordentlich Support galt es jetzt wieder, den Kopf runter zu nehmen und mehr oder weniger dosiert Gas zu geben.

Das Schwimmen verlief ganz gut, ich konnte auf den ersten 100 m anfangs noch die Füße vom Vordermann halten, musste dann aber doch dem Tempo Tribut zollen und mein eigenes Ding schwimmen. Als Zweiter stieg ich mit ca. 15 Sekunden nach knapp 6:55 Minuten aus dem Wasser – für mich eine vollkommen ungewohnte Position. In meinem Kopf rief ich noch einmal das Bild auf, wie unser kataboles Wunderpaket Michi Schütt vorher Richtung Wechselzone sprintete und ich gab mein Bestes, dies zu imitieren. Ich nahm meine Beine in die Hand und setzte alles auf einen zügigen Wechsel. Bereits kurz vor Erreichen der Wechselzone konnte ich zum Ersten aufschließen und ging mit einigen Sekunden Vorsprung auf die Radstrecke. Dies war für mich eine komplett neue Situation, über die ich mir ehrlicherweise im Vorfeld auch keine Gedanken gemacht hatte. Daher suchte ich mein Heil in der Flucht und versuchte, möglichst konstant zu fahren, um Kraft für den weiteren Verlauf zu bewahren, aber auch den unbekannten Abstand nach hinten möglichst auszubauen. Nachdem die erste Runde absolviert war, fiel mir am Wendepunkt der zweiten Runde auf, dass ein Kontrahent ein wenig heranfahren konnte. Wieder musste ich im Kopf die möglichen Reaktionen durchspielen: versuche ich davonzufahren? Nehme ich ein bisschen raus und gucke, was sich ergibt oder fahre ich einfach so weiter? Für letzteres entschied ich mich und konnte meine Führung auch behalten. Mit einem guten Gefühl und einer Menge Motivation im Gepäck bereitete ich mich auf den Wechsel vor. Ich rechnete fest damit, beim Wechsel noch ein paar Sekunden Vorsprung herauszuholen, da ich bisher bei jedem Rennen relativ stark den Umstieg in die Laufschuhe bewerkstelligt habe.

Doch wie es dann kommen sollte, verpatzte ich es auf ganzer Linie: anstatt in meine Wechselgasse zu schieben bin ich zwei Reihen zu weit nach rechts gelaufen. Erst habe ich gedacht, jemand hätte mir meine Schuhe gezockt. Dann kam der Zweifel auf und ich begriff, dass ich am falschen Ort suche. Ab in die nächste Reihe, weitersuchen, immer noch nichts, nächste Reihe, gleiches Spiel – und da waren meine Schuhe. Schön drapiert auf einem roten Handtuch, damit man es leicht sieht, standen meine Schuhe bereit. Mein Kontrahent ist mittlerweile unter Anfeuerungen der Helfer in die Wechselzone gerollt und hat sich mein Umherirren angucken können. Wie sich auf den nächsten Metern herausstellen sollte, kam er aus Gütersloh und war somit bei seinem Heimattriathlon, hatte zumindest zahlenmäßig also noch einen stärkeren Support und durch das Bild, was sich ihm geboten haben muss, nun noch einmal einen Motivationsschub bekommen.

 

Also hieß es aufschließen und abhaken, schließlich blieben noch 5 Kilometer übrig, um den Fehler wieder zu egalisieren. Meine Beine fühlten sich relativ frisch an und ich konzentrierte mich auf den Rücken des Frontmanns. Das Tempo wechselte immer ein klein wenig, es wurde ein bisschen taktiert und ich entschied mich, in dem kurvigeren Abschnitt an die Spitze zu laufen und selbst das Tempo ein bisschen zu bestimmen. Wir spielten das Spiel so eine ganze Zeit weiter, bis er sich auf den letzten 500 Metern dann doch noch einmal entschieden nach vorne setzte. Wirklich etwas entgegensetzen konnte ich nicht mehr, dafür fehlte einfach die Tempohärte in den letzten Wochen.

Somit kam ich als Zweiter ins Ziel. Glücklich und verletzungsfrei ist nun der Blick auf den Start der Regionalliga in Vierlanden gerichtet.

Vielen Dank auch noch an das LANS Medicum Hamburg und die Firma Taflan.

 

Julian Stürznickel