„Never stop fighting“ – Philipp Herbers Halbdistanz in Heilbronn

“Bitte recht freundlich” – Philipp ist bekannt für seinen Humor, aber auch für einen Kampfgeist der seines Gleichen sucht!

Nachdem vier Wochen zuvor der Lenker meines Scott Plasmas einfach so über einer kleinen Bodenwelle wegbrach und ich die anschließenden Wochen eine elendige Folge von Telefonaten und eMails mit Scott und meinem Radhändler ertragen musste, freute ich mich auf die Half Challenge Heilbronn am vergangen Sonntag. Auf dem Menü standen 1,9 km Schwimmen im Neckar, gefolgt von kraftraubenden 90 km durch die Weinberge und Hügel rund um Heilbronn sowie ein abschließender Halbmarathon entlang des Neckarufers und durch die Heilbronner Innenstadt.

Morgens, kurz vor dem Start, fühlte ich mich kaputt und ausgelaugt. Deshalb stellte ich mich ein wenig konservativer in die Reihe des Rollingstarts. Man kann über den Rollingstart ja sagen was man will, unstrittig ist jedoch, dass er nicht zur verbesserten Selbsteinschätzung der Athleten beiträgt. Naja, lassen wir das.
Ich musste mich also ganz schön durch die Waschmaschine aus Sportlerarmen und Neckarwasser kämpfen, denn auch meine Leistungseinschätzung traf nicht ganz zu. 😉 28:25 min später verließ ich das trübe Nass und rannte zu meinem Rad. Husch, husch aus dem Neo raus und los hätte es gehen können. Die Stange um die Fahrräder aufzuhängen war so tief, dass mein Rad samt Sattelstütze nicht hindurch passte und ein zur Seite legen des Rads wie am Vortag geübt war aufgrund der eng anstehenden Räder meiner Konkurrenten auch nicht machbar. Mir blieb also nichts anders übrig als so lange an der Stange zu zerren, bis mein Rad unter durch passte. Endlich befreit, stürmte ich los und sprang aufs Rad wobei sich mein Sattel aus der Position bog und steil gen Himmel zeigte.

Im Winter auf dem Crosser hat Herbi bereits die ersten Reize gesetzt. Hier hat bis jetzt jeder Aufstieg auf den Sattel problemlos geklappt.

Zu meinem Glück war wenige Meter weiter eine „Athletenwerkstatt“ samt Multitool. So konnte ich nach einigen verzweifelten Handgriffen und Wutschreien meinen Sattel wieder richten, um nur 20 m später festzustellen, dass meine Sattelstütze auch viel zu tief saß – also wieder zurück und nochmals fummeln. Während ich so schraubte, hielten alle Eltern ihren Lüdden die Ohren zu, da bin ich mir ganz sicher. Geistig war der Tag für mich spätestens dann gelaufen, als ich beim Losfahren merkte, dass der Sattel noch immer zu niedrig war-aber ich wollte endlich los. Anfangs ging es auf dem Rad auch noch gut, ich sammelte ordentlich Athleten ein und fuhr ein ganzes Stück auf, bis ich mir in einer holprigen Abfahrt meine Extensions ins linke Knie rammte und bei einer weiteren meine Kette den Abgang machte. So verlief der Tag auf und mit dem Rad wie die aufreibenden Wochen zuvor, als hätte ich meinen Tagesplan am Morgen mit brauner Farbe auf Toilettenpapier verfasst. Die restlichen 25-30 Kilometer hatte ich einfach keinen Bock mehr und radelte mit Angela-Merkel-Gedenklächeln dem Lauf entgegen.

Während ich so vor mich hinradelte, fuhren erst einer, dann noch einer und noch einer und… von den zuvor abgehängten Mitstreitern an mir vorbei. Aber meine Kraftresevern waren einfach ausgezerrt. Während ich in die Wechselzone fuhr, kamen mir einige Athleten entgegen, von denen ich ausging, sie erst wieder im Ziel zu sehen und meine Laune stieg. Jetzt ist Schlachtfest dachte ich mir! Während ich losrannte, band ich mir die Uhr um und steckte meine Gels in die Rückentaschen. Kilometer 1 erreichte ich nach 3:33, bei Kilometer 2 rannte ich an Horst Reichelt vorbei und so ging es weiter. Motiviert davon Sebastian Kienle und Co stets an nahezu den gleichen Stellen zu sehen wie die Runden zuvor, lief ich wie getrieben. Außerdem verlangte der verkorkste Tag nach Pein. Ab Kilometer 12 fühlten sich die Schritte schwerer an, doch ich rannte weiter, denn ich wollte nicht einfach so abtreten. 33 Sekunden nach Elias Schippgers lief ich auf dem 3. Rank der Amateure und auf dem 11. Gesamtplatz völlig geschafft über die Zielline. Ich denke damit darf ich unter Berücksichtigung der Umstände mehr als zufrieden sein und es zeigt einmal mehr „never stop fighting“!

Philipp Herber

(Philipp bekommt vom Team in Kürze einen Mechanikworkshop spendiert 😛 – Anm. d. Red.)

Egal in welcher Liga, Philipp kann auch super im Team!