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Das Ligafinale der Damen in Bad Zwischenahn

Team. Wir sind ein Team. Ein Team ist ein bisschen so etwas wie eine kleine Ehe. In guten wie in schlechten Zeiten. Ein Team verbindet und wird verbunden. Mal Schicksalsgemeinschaft mal Partykeller. Letzter Wettkampf der Regionalliga Nord. Als Tabellenführer war es angereist. Das Team, die Teams, die Frauen und die Männer. Aufsteigen sollten nur die Frauen, denn die Männer sind bereits mehr als würdig in der zweiten Bundesliga vertreten. Gleichwohl sollten auch die Männer den Pokal mit nach Hause bringen. Und sei es nur, weil es so schön klingt mit dem der Damen anzustoßen! Aber natürlich auch um für jeden sichtbar dokumentieren zu können, dass sie fast so gut sind wie die Damen!

Team Sprint in zwei Etappen war angesagt. Am Samstagabend ein „Prolog“ mit 500m Schwimmen und 3000m Laufen im Team (jeweils der Dritte des Teams wird gewertet) als Grundlage für die Startreihenfolge am Sonntag. Und dann eben am Sonntag ein Teamsprint über 750m Schwimmen, 27km Rad und 5,5 km Laufen. Ein dritter Platz hätte heute für die Damen ausgereicht um den ersten Platz in der Gesamtwertung und damit den Aufstieg zu sichern. Aber die Chancen für das Damen-Team standen noch viel besser, denn nach den Dramen des letzten Team-Sprints in Itzehoe, hatten sie sich diesmal akribisch auf diesen Tag vorbereitet.

Es gibt solche und es gibt solche Teams. Die einen segeln bei softem Wind dahin, immer solide, immer sonnig, keine Highlights. Keine Höllentode. Das hat vieles für sich, aber es gibt auch nicht so viel zu erzählen. Und dann gibt es die Teams, die lieben den Sturm. Das bringt Spannung, das bringt Heiterkeit, das bringt Höchstleistung. Aber wird bezahlt mit Dramen und Tränen. Manchmal zum Glück nur die kleinen Dramen wie versunkene Uhren und krass blutende Wunden. Manchmal aber eben auch ein bisschen mehr.

Nachdem die Saison für alle bisher ein echtes Fest war und die Erfolge ungebremst auf uns alle einprasselten, haben wir dieses Wochenende dann leider unsere Rechnung bezahlen müssen. Es begann ganz unauffällig mit Gewitter am Samstag und langen frierenden Viertelstunden in den klammen Umkleideräumen, die schließlich in einer Absage des Prologs mündeten. Da kicherten wir noch über die schöne Story, die die Beschreibung vom joggenden Tri Team in Neos abgeben würde. Am Sonntag warteten dann allerbesten Bedingungen. Trocken, ja geradezu fast sonnig und milde Temperaturen. Die Show konnte beginnen.

Die Damen starteten zuerst und kamen solide auf Platz 1 aus dem Wasser. Auch beim Wechsel sammelten sie immerhin jetzt schon 5 von 10 möglichen Punkten des Schönheitswertung. Auf dem Rad herrschte eine beeindruckende Gruppendynamik. Nicola ist nicht nur die perfekte Antreiberin, sondern (und hier zeigt sich der wahre Champion) eine gute Lehrerin. Lemmingartig brüllten wir „Hepp!“ und die Wechsel erinnerten doch stark an Tour de France. Gut auf das Kurvenfahren könnte man sicher sinnvoll mal ein paar Nachhilfestunden investieren, aber ansonsten kann man stolz auf die Mädels sein. Geschlossen jagten wir nach wie vor deutlich in Führung liegend gen Ziel. Noch 700m!

Und dann kam diese verdammte Rechnung! Nicola kam an Position 3 liegend ins schlingern und Manu krachte ungebremst mit ca. 37 Sachen in sie hinein. Das Geräusch krachenden Carbons auf dem Pflaster, es gibt wenig, was schlimmer klingt. Manu und Nicola auf dem Boden liegend, Schmerzensschreie. Der Bruchteil einer Sekunde kehrt alles von oben nach unten. Gerade noch ein Spiel und der wilde Tanz auf der Klinge. Und dann zurück zu den Basics, dem einfachen und sehr sehr dringenden Wunsch nach körperlicher Unversehrtheit. Die anderen Teams rasten an uns vorbei, aber nichts konnte in diesem Moment unwichtiger sein. Es sah schlimm aus und für einige Momente wirkte es so, als sei Manu wirklich etwas sehr sehr Ernsthaftes zugestoßen. Zum Glück waren die Sanitäter und die Feuerwehr quasi einen Wimpernschlag später vor Ort und haben Manu bestmöglich versorgt. Derweil hatte sich Nicola recht schnell aufgerappelt und hat bis auf Prellungen und Schürfwunden nichts weiter zu beklagen. Manu wurde dann ins Krankenhaus transportiert und wir blieben betäubt zurück. Zum Glück kam sehr schnell die Nachricht, dass sie mit Ausnahme von drei Rippenbrüchen und einer Gehirnerschütterung keine Schäden davon getragen hat.

Die gute Nachricht ist – neben der allerwichtigsten Tatsache, dass Manu offensichtlich keine wirklich langwierigen Verletzungen davon getragen hat – dass wir in diesem Moment ein Team hatten, auf das wir zählen konnten. Quasi zeitgleich mit den Sanitätern waren auch unsere Supporter vor Ort und trösteten und halfen wo sie konnten. Heidi Oranienburg fuhr mit Manu ins Krankenhaus, die Eltern und Schwester Petersmeier trugen die Räder. Die Jungs, als Sieger des Tages gekrönt, ließen Sieg Sieg sein und trösteten und versorgten. Keiner blieb allein. Jeder half auf seine Weise. Ein Team zeigt sein wahres Gesicht dann, wenn es schwer wird. Und unser Team hat hier nichts zu verbergen. Wenn mal was auszustehen ist im Leben, dann bitte mit diesem Team!

Und irgendwie bezeichnend dann auch, dass die Damen es in der Gesamtwertung der Regionalliga trotz dieses Dramas noch auf den dritten Platz schafften. Wenngleich es schön gewesen wäre, wenn die Siegerinnen allen Beteiligten die Sektdusche erspart oder diese zumindest ihrer gestürzten Konkurrentin gewidmet hätten. Zwar ist Sport Sport und es siegt halt nur der, der nicht stürzt. Gleichwohl ist die ganz wesentliche Säule des Sports die Fairness und die verlangt eigentlich, dass man dann, wenn man vom Unglück eines Gegners profitiert, dem zumindest Tribut zollt. Denn unsere Triathlonfamilie ist klein. Und auch wenn einem das eigene Team das nächste ist, sind wir Triathleten doch irgendwie doch auch alle ein Team von Menschen, die die gleiche Leidenschaft teilen und damit auch ein Sinn dafür haben sollten, was so ein Sturz für einen bedeutet.

Danke an alle, die uns geholfen haben. Vor allem die Rettungsleute, aber auch die Ordner und Helfer des Bärentriathlons, an die vielen Mitstreiter, die uns ihr Mitgefühl ausgedrückt und Hilfe angeboten haben.

Und Last but not Least! Herzlichen Glückwunsch Jungs! Das habt Ihr großartig gemacht. Ein kompromissloser Sieg zum Saisonfinale und dazu die Meisterschaft der Regionalliga! Es ist uns eine Ehre, Bus und Calzone mit Euch teilen zu dürfen! Und wir alle freuen uns auf die nächste Saison in diesem ganz besonderen Team!

Bettina Strehl