Hamburg – Berlin 2020

Während einem aktuell bei dem Gedanken an Berlin die Zahlen 50 von 100.000 in den Kopf kommen, sind es bei uns eher die Zahlen 190 von 275.

Aber von vorn:

Am Samstag den 10.10.2020 fand das Zeitfahren über 275 Kilometer von Hamburg nach Berlin statt.: Dieses Jahr, wie bei allen zum Glück noch stattfindenden Events, unter leicht veränderten Bedingungen. An dieser Stelle auch vielen Dank an den Veranstalter für die hervorragende Organisation! Wie jedes Jahr ist jeder Fahrer/jedes Team selber für die Routenplanung zuständig. Auf der Strecke zwischen Hamburg und Berlin galt es lediglich einen Checkpoint zu passieren.

Gestartet wurde am Hamburger Deich ab 6:30 Uhr. Das hieß also für alle Beteiligten zeitiges Aufstehen. Wir trafen uns mit unseren zwei Teams vor dem Start auf dem Penny-Parkplatz und der Puls ging zum ersten Mal hoch. Nicht, weil wir so erfreut waren uns wiederzusehen, sondern da es direkt den ersten Platten im Männer-Team gab. Dabei war noch kein einziger Renn-Kilometer absolviert.
Das Mädchenteam (Sina, Anne, Ari & Jana) musste sich etwas sputen, da der Start bereits um 6:57 Uhr terminiert war. Pünktlich, eine Minute vorm Start, waren alle bereit und es konnte losgehen. Nun hieß es also wach werden und den “Vorsprung” vor Team 2 (u.a. Alex, der zufällig Verstärkung von weiteren Teammitglieder erhielt) so lange wie möglich zu verteidigen. Der Start für das zweite Team war 16 Minuten nach dem ersten Team.

Das Pech der einen ist das “Glück” der anderen. PECH kann in diesem Fall sehr groß geschrieben werden, denn Golo, der bestimmt ein ausgezeichnetes Zugpferd für Team 2 abgegeben hätte, ereilte nach nur 5 Kilometern quasi ein Totalschaden (Platten vorne + hinten inklusive kaputter Felge). Nach ersten Flickversuchen und zusätzlichen 25 Minuten entspannt am Deich stehen bei 5 Grad musste das Team sich dann dazu entscheiden ohne Golo weiterzufahren. Immerhin war es nun bereits hell.

Die ersten Kilometer verfliegen wie gewohnt im Flug, sodass der erste Checkpoint nach 90 Kilometer easy erreicht werden konnte. Hier hieß es dann das erste Mal Food-Time, also kurz das bereitgestellte Buffet geplündert, um dann mit voller Energie weiterzufahren. Überraschend war, dass das „Jungs-Team“ bis hierhin die Mädels noch nicht eingeholt hatte. Diese hatten hier bereits fest mit einem Aufeinandertreffen gerechnet. Kurze Ansage von den Mädels an Papa Heller, “Sag den Jungs, dass wir noch fresh aussehen und schon seit einer halben Stunde wieder weg sind”. An dieser Stelle auch einmal ein Danke für die tollen Bilder und das Kümmern im Start- und Zielbereich.

Auch Team zwei war mittlerweile ins Rollen gekommen und passierte mit wechselnden Zugpferden einen Kilometer nach dem anderen. Nachdem die Mädels auch bei Kilometer 145 noch nicht zu sehen waren, kamen die ersten Zweifel auf. Jeder, der das ein oder andere Radrennen verfolgt, weiß, dass ein Rückstand von 30-45 Minuten nur schwer aufzuholen ist. Mit dem Plan ab Kilometer 220 wird, wenn nötig im 30 Sekunden-Takt im belgischen Kreisel gefahren, wurden die aufkommenden Zweifel erstmal beiseite gewischt.

Ein erstes Aufeinandertreffen beider Teams gab es dann bei einem kurzen Verflegungsstop nach circa 175 Kilometern. Zu dem Zeitpunkt wollten sich die Mädels aber noch nicht ganz geschlagen geben und machten sich fix wieder aufs Rad. Bei Kilometer 190 kam dann der finale Überholvorgang, aber bis zum nächsten Jahr dürfen Sie sich trotzdem anhören, dass sie mehr Kilometer “hinten” als “vorn” waren.

Für die Jungs inklusive Leo und Jenny ging es dann ohne Zwischenstopp ans Ziel. Für einige sollte schließlich die Bahn zurück nach Hamburg noch pünktlich erreicht werden. Das Vierer-Team sehnte sich hingegen noch nach einem kurzen Verpflegungs- und Stretchstopp bevor es auf die letzten 30 Kilometer ging.

Im Ziel angekommen durfte sich alle dann kurz entspannen und ein Gruppenfoto darf natürlich auch nie fehlen (Anmerkung: Wir sind davor bereits sehr sehr weit gefahren – die Anstrengung ist demzufolge dem ein oder anderen ins Gesicht. geschrieben)

Nun wartet nur noch die letzte Etappe als Endgegner auf uns: Die Fahrt zum Hotel. Es galt die letzten Kräfte zu mobilisieren und die abschließenden 16 Kilometer durch den Berliner Stadtverkehr zu meistern, aber die Motivation war da, denn für den Abend war ein Plätzchen beim Italiener für uns reserviert.

Mit vollem Magen und schweren Beinen haben wir uns dann eine Nacht in Berlin gegönnt und sind entspannt am Folgetag (dieses Mal per Auto) gemeinsam zurückgefahren.

Mashalla.